Play-Based-Intervention (Teil 1)

von Bettina Bachmann
Card image cap

  In den kommenden Wochen stellen wir Ihnen den ergotherapeutischen Ansatz «play-based Intervention» vor. In einem dreiteiligen Beitrag werden wir den theoretischen Hintergrund des kindlichen Spiels erörtern, den Ansatz play-based Intervention kennen lernen und deren Umsetzung am pluspunkt Zentrum aufzeigen.  

Das kindliche Spiel – theoretischer Hintergrund

Der ergotherapeutische Ansatz „play-based Intervention“ von Wilkes-Gillan et al. (2016) fördert die Spiel- und Sozialkompetenz von Kindern mit einer Aufmerksamkeits-/ Hyperaktivitätsstörung (AD(H)S) oder Autismusspektrumsstörung (ASS). Durch den Miteinbezug eines befreundeten Kindes werden die Klienten spielerisch ihre Sozialkompetenz im gewohnten sozialen Umfeld zu trainieren.

Der Ansatz play-based Intervention basiert auf einem theoretischen Model über das Spiel von Kindern mit einem ADHS, welches von Cordier et al. (2009) entwickelt wurde.

Sie beziehen sich auf folgende Begriffsdefinition des Wortes «Spiel»:

Der ergotherapeutische Ansatz „play-based Intervention“ von Wilkes-Gillan et al. (2016) fördert die Spiel- und Sozialkompetenz von Kindern mit einer Aufmerksamkeits-/ Hyperaktivitätsstörung (AD(H)S) oder Autismusspektrumsstörung (ASS). Durch den Miteinbezug eines befreundeten Kindes werden die Klienten spielerisch ihre Sozialkompetenz im gewohnten sozialen Umfeld zu trainieren.

Der Ansatz play-based Intervention basiert auf einem theoretischen Model über das Spiel von Kindern mit einem ADHS, welches von Cordier et al. (2009) entwickelt wurde.

Sie beziehen sich auf folgende Begriffsdefinition des Wortes «Spiel»:

 

 

 

 

 

 

 

Im übersetzten Manual des Test of Playfulness (ToP) lautet die Definition:

Die vier Kernelemente des Spiels werden im Folgenden erklärt:

 

Intrinsische Motivation

Die intrinsische Motivation steigt, wenn das Spiel in einer sicheren Umwelt stattfinden kann, selbst gewählt ist und die Spieler die Handlungsausführung als erfolgreich empfinden. Der Antrieb für das Spiel hängt eher von der Aktivität selbst als von externen Faktoren ab. Die Person ist vom Spiel völlig absorbiert (Skard et al., 2011)

Das ADHS-Symptom der Unaufmerksamkeit kann die Motivation negativ beeinflussen. Die Unaufmerksamkeit ist situationsabhängig und häufiger vorhanden, wenn kein unmittelbarer Erfolg auftritt. Kindern mit ADHS ist es teilweise nicht möglich die Aufmerksamkeit adäquat auf die Aufgabe zu lenken, was auf einen Motivationsmangel hindeuten kann (Cordier et al., 2009).

In der Studie von Cordier et al. (2009) konnte jedoch festgestellt werden, dass bei Kindern mit ADHS im Freispiel kein Motivationsmangel vorhanden ist. Im Gegenteil: Das selbstgewählte Freispiel erhöhte die intrinsische Motivation. Die Kinder mit ADHS waren stärker am Prozess des Spiels interessiert als an dessen Outcome.

Interne Steuerung

Die persönliche Kontrolle über das Spiels wird erhöht, wenn Personen die Aktivität selbst initiieren. Dadurch können sie das Outcome der Aktivität besser kontrollieren, den Einsatz von Gegenständen persönlich entscheiden und ihren Fähigkeiten entsprechend einsetzen (Skard et al., 2011).

Die Hyperaktivität von Kindern mit ADHS erschwert es ihnen sich in Aktivitäten zu regulieren. Zusätzlich hat die Impulsivität Einfluss auf das Verhalten. Diese Schwäche der Selbstregulierung beeinflusst das Kotrollieren und Regulieren der eigenen kognitiven Ressourcen. Die interne Steuerung sinkt (Cordier et al., 2009).

Diese negative Auswirkung von Impulsivität und Hyperaktivität auf die interne Steuerung konnte in der Untersuchung von Cordier et al (2009) bestätigt werden. Insbesondere die ungenügende Performanz in den Items des Test of Playfullness (ToP) Teilen, das Spiel anderer unterstützen, Wechsel des Spiels, Intensität des Spiels und Spielfertigkeit wirkten sich negativ auf die interne Steuerung aus.

Ausblenden der Realität

Die Freiheit die Realität auszublenden steigt, wenn die Person selbst wählen kann, wie nahe an der Realität das Spiel sein soll. Den Gegenständen werden nicht mehr die üblichen Eigenschaften zugesprochen und die Spielpartner können sein, wer sie sein möchten (Skard et al., 2011). Das Kernelement Realität wurde gemäss den Beobachtungen von Cordier et al. (2009) durch die ADHS-Symptome nicht beeinflusst.

Rahmengebung

Das Spiel bietet den Rahmen soziale Fertigkeiten zu erlernen. Die Personen senden soziale Hinweise aus und müssen auf Hinweise anderer reagieren. Die Spieler haben ein Grundwissen über soziale Regeln und können einander darin unterstützen (Skard et al., 2011).

Die Kombination von Impulsivität, Hyperaktivität und Unaufmerksamkeit bei Kindern mit ADHS beeinträchtigt die sozialen Fertigkeiten. Das Spiel als Lernumfeld zu nutzen wird dadurch minimiert (Cordier et al., 2009).

In der Untersuchung von Cordier et al. (2009) konnte dies bestätigt werden. Die Kinder mit ADHS zeigten nicht altersentsprechende Ergebnisse in den ToP-Items, welche die interpersonelle Empathie widerspiegeln: Teilen, das Spiel anderer unterstützen, Wechsel des Spiels, Intensität des Spiel, Spielfertigkeiten, vorausschauendes Verhalten und reagieren auf Signale anderer.

Literaturangaben:

Cordier, R., Bundy, A., Hocking, C. & Einfeld, S. (2009). A model for play-based intervention for children with ADHD. Australian Occupational Therapy Journal, 56(5), 332–340. https://doi.org/10.1111/j.1440-1630.2009.00796.x

Skard, G. & Bundy, A. C. (2011). Test of Playfulness (ToP) - Test zur Spielfähigkeit. Schulz-Kirchner.

Wilkes-Gillan, S., Bundy, A. C., Cordier, R., Lincoln, M. & Chen, Y.-W. (2016). A randomised controlled trial of a play-based intervention to improve the social play skills of children with attention deficit hyperactivity disorder (ADHD). PLoS ONE, 11(8), e0160558. https ://doi.org/10.1371/journ al.pone.01605 58.



Teilen